Auf deutschen Straßen sind insbesondere jene Verkehrsteilnehmer bei einem Verkehrsunfall stark gefährdet, die nicht ausreichend durch technische Vorrichtungen geschützt werden können. Hierzu zählen vor allem Fußgänger, Fahrradfahrer und Motorradfahrer. Letztere können sich zwar durch Helm und besondere, mit Protektoren ausgestatteter Motorradkleidung zusätzlich schützen, doch im Falle eines Sturzes oder bei einem Unfall mit Auto, Lkw und Co. haben Motorradfahrer nur selten eine Chance und werden bei derartigen Unfällen oftmals schwer verletzt. Schürfwunden und Prellungen sind vermutlich das geringste Übel.
Spezifische Infos zum Thema “Motorradunfall” finden Sie in den folgenden Ratgebern:
Inhalt dieses Ratgebers
Tödlicher Motorradunfall – die Ursachen
Es gibt zahlreiche Ursachen, die einen Verkehrsunfall mit einem Motorrad provozieren bzw. auslösen können. Neben dem Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer, die die Kraftradführer von Zeit zu Zeit übersehen, kommt hier auch nicht selten Selbstverschulden ins Spiel.

Im Besonderen das Fahren mit nichtangepasster oder überhöhter Geschwindigkeit kann schnell zum Unfall mit dem Motorrad führen. Einspurige Fahrzeuge besitzen insgesamt eine geringere Fahrstabilität.
Ein leichtes Rutschen oder ein Schlagloch kann schnell den Kontrollverlust über die Maschine herbeiführen. Je höher dann die Geschwindigkeit, desto schlimmere Verletzungen kann der Sturz nach sich ziehen. Nicht selten werden Fahrer von der Maschine abgeworfen und rutschen über den blanken Asphalt – im schlimmsten Falle direkt in ein anderes Hindernis wie einen Baum, Leitplanken oder gar ein anderes Fahrzeug.
Protektoren aus widerstandsfähigen Kunststoffen oder Metallen (z. B. Teflon), die in der Motorradkleidung vernäht sind, sollen vor schweren Brüchen und Schäden so gut als möglich schützen. Doch auch ihrer Schutzfunktion sind Grenzen gesetzt. Die Schutzwirkung eines starren, faradeyschen Käfigs, den mehrspurige Fahrzeuge wie Pkw und Lkw besitzen, schützen seine Insassen im Falle eines Aufpralls wesentlich stärker.
Neben Geschwindigkeitsverstößen führen jedoch auch unmittelbare Umwelteinflüsse schnell zu einem Motorradunfall. Regennasse Straßen, nasses Laub auf den Verkehrswegen, Wind: All diese Einwirkungen können dazu führen, dass der Motorradfahrer in seiner Sicht und Fahrstabilität eingeschränkt wird. Besonders bei Regen haben Motorradfahrer den Nachteil, dass sie das Visier ihres Motorradhelms nicht ohne weiteres von dem Niederschlag befreien können. Die Sichteinschränkung kann so ebenfalls die Gefahr erhöhen, in einen Motorradunfall verwickelt zu werden.
Generell ist vor allem die riskante Fahrweise einiger Fahrer für schwere Motorradunfälle ursächlich. Zu dichtes Auffahren, übermütige Überholmanöver, Geschwindigkeitsüberschreitungen, schnelle und enge Kurvenfahrten: Noch immer unterschätzen viele die Gefahren. Bei einigen Fahrten genügt jedoch schon eine kleine Bodenwelle, um den Fahrer von seinem motorisierten Zweirad abzuwerfen.
Motorradunfall – Erste Hilfe unter erschwerten Bedingungen
Bei einem Motorradunfall sind besonders häufig Knochenbrüche zu beklagen. Beim Aufprall auf ein Auto oder die Fahrbahn werden große Kräfte freigesetzt – oft sind die Unfallopfer dann schnell schwer verletzt. Doch auch Wirbelsäulenverletzungen können schnell Folge sein.
Viele Ersthelfer sind sich daher besonders oft unsicher, ob sie den Helm eines verunglückten Fahrers abnehmen sollten und dürfen. Die Angst vor schwerwiegenden Folgeschäden im Halswirbelbereich ist nicht unberechtigt. ADAC und DRK empfehlen, den Helm dann abzunehmen, wenn ein weiterer Helfer vor Ort ist und währenddessen den Nacken des Verunglückten stützen kann. Doch auch im Alleingang ist das Abnehmen des Helms möglich. Am wichtigsten ist in jedem Fall, dass der Nacken des Unfallopfers ruhig gehalten und abgestützt wird.
Im Folgenden Video des Deutschen Roten Kreuzes finden Sie eine Anleitung, wie Sie als Einzelhelfer sicher den Motorradhelm entfernen können:
Doch nicht nur das Abnehmen des Helmes bereitet vielen Verkehrsteilnehmern Probleme. Auch in anderen Punkten bei der Ersten Hilfe sind viele unsicher. Für die Versorgung von einem Motorradfahrer, der schwer verletzt wurde, genügen die Materialien im Verbandskasten häufig nicht mehr. Daher ist es unerlässlich, Polizei und Krankenwagen zu Hilfe zu rufen.
Das Verletzungsbild beim Motorradunfall
Nach einem Motorradunfall sind die Verletzungen oftmals ähnlich. Besonders die Extremitäten, der Wirbelsäulenbereich und der Kopf sind extrem anfällig für Schäden:
obere Extremitäten: Bei Stürzen auf die Straße neigt der menschliche Körper reflexartig dazu, sich irgendwie abzufangen. Dadurch sind Hand-, Arm- und Schulterverletzungen auch schon bei kleineren Stürzen schnell die Folge.
- untere Extremitäten: Besonders bei Kollisionen mit Pkw sind die unteren Extremitäten durch die niedrige Einschlagsfläche gefährdet. Häufig kommt es dabei zu Prellungen, Platzwunden und Brüchen an Füßen, Knien, Ober- und Unterschenkeln sowie im Hüftgelenksbereich. Auch Bänderabrisse durch die Überdehnung der Extremitäten sind möglich.
- Schäden an der Halswirbelsäule: Der Helm kann bei einem Motorradunfall auch selbst Schäden verursachen, indem er bei zu weitem Abknicken des Kopfes nach hinten gegen die Halswirbel presst und eine Bruchkante prägt.
- Schäden der Brustwirbelsäule: Zwar ist der Motorradfahrer in der Regel durch Wirbelsäulenprotektoren gut geschützt. Doch diese können gerade bei schweren Zusammenstößen oder Asphaltstürzen nicht die gesamte Wucht abfangen, wodurch Frakturen an der mittleren Wirbelsäule möglich sind.
- Kopfverletzungen: Auch wenn der Motorradhelm so einiges an Aufprallenergie absorbieren kann, bleibt der Kopf bei einem Verkehrsunfall mit dem Motorrad besonders stark gefährdet. Eine Gehirnerschütterung kann dann noch als glimpflich bezeichnet werden. Neben Schädelfrakturen kann auch ein Schädel-Hirn-Trauma zum Tod des Unfallopfers führen.
Pkw und Motorrad – Unfall zwischen zwei ungleichen Verkehrsteilnehmern
Sowohl der Aufprall auf der Scheibe des mehrspurigen Fahrzeugs als auch der anschließende Sturz auf die Straße können schwere äußere und innere Verletzungen nach sich ziehen. Besonders gefährlich sind innere Organverletzungen. Diese sind nicht immer gleich auszumachen und können nicht sofort versorgt werden. Die schweren Blutungen durch die stumpfe Gewalteinwirkung des Aufpralls führen nicht selten auch zum Tode eines Unfallopfers.
Weit schlimmere Folgen können dann etwa Zusammenstöße mit wesentlich größeren Kraftfahrzeugen für den Motorradfahrer haben – etwa bei Lkw- oder Traktorunfällen.

Nicht alle Verletzungen können unmittelbar nach dem Unfallgeschehen schnell und ausreichend versorgt werden. Innere Verletzungen werden oftmals erst im Krankenhaus festgestellt und müssen dann so bald als möglich behoben werden. Aus diesem Grunde ist es von größter Wichtigkeit, nach einem Motorradunfall umgehend den Notruf zu wählen. Nur unter ärztlicher Versorgung können innere Blessuren schnell versorgt werden.
Motorradunfälle in der Statistik
Statistisch gesehen liegt das Risiko für Motorradfahrer, bei einem Unfall getötet zu werden, um mehr als das Vierfache höher als für Pkw-Insassen. Im Jahr 2014 wurden 371.095 Pkw-Unfälle mit Personenschäden registriert. 1.575 Personen kamen dabei ums Leben, was einem Prozentsatz von 0,42 entspricht. Bei den 30.736 registrierten Motorradunfällen im Jahre 2014 waren hingegen 587 Menschenleben zu beklagen. Dies entspricht einer Quote von 1,91 Prozent.
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